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Am 20. Juli (Montag) gab es einen Bombenanschlag auf eine über 300-köpfige Jugenddelegation in der kurdischen Stadt Pirsus/Suruc an der türkisch/syrischen Grenze auf der türkischen Seite. Die Jugenddelegation war auf Aufruf der SGDF (Föderation Sozialistischer Jugendvereine) nach Pirsus gereist um sich am Wiederaufbau der Stadt Kobanê zu beteiligen. Kobanê liegt unmittelbar auf der anderen Seite der Grenze in der Region Rojava und ist erst seit Januar vom IS wieder vollständig befreit worden. Hinter diesen Angriffen stecken sowohl die AKP des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, als auch ihre Handlanger und de facto Verbündete, der IS (Islamischer Staat).
Seit Jahren unterstützt der Türkische Staat unter der Führung von T. Erdogan und vor den Augen seiner westlichen Verbündeten den terroristischen Faschismus des IS. Ungehindert werden Kämpfer des IS, Waffen, Infrastruktur und diverse andere Sachen durch die Türkei an den IS übergeben. Ziel des türkischen Staates ist es, das demokratische Projekt in Rojava zu zerstören, das unmittelbar an die Türkei grenzt. Dort hat die Bevölkerung in den Wirren des syrischen Bürgerkrieges ein demokratische Selbstverwaltung aufgebaut. Rojava ist quasi der einzige sichere Zufluchtsort für hunderttausende Flüchtlinge in Syrien.
Ganz große Bekanntheit erlangte Rojava mit dem Widerstand in der Stadt Kobanê, die an die Stadt Suruc angrenzt. Von September bis Januar war sie einem dauerhaften und großen Angriff des IS ausgesetzt, der massiv von türkischer Seite unterstützt wurde. Nur durch große Opfer, unglaublichen Mut und Widerstandsgeist, sowie auch der Bombardements der Internationalen Allianz, der erst nach 30 Tagen des Angriffs der IS, Unterstützung geleistet hat, sowie der großen internationalen Solidarität, konnte die Stadt Stück für Stück befreit werden und eine Großoffensive gegen den IS gestartet werden. Die Stadt Kobanê war allerdings zu 80 % zerstört. Vor ca. einem Monat konnte dann die strategische Stadt Til Abyad / GreSpi an der türkisch-syrischen Grenzen befreit werden, was dem IS einen großen Rückschlag gab. Zahlreiche InternationalistInnen und hunderte KämpferInnen der YPG und YPJ sind dabei ums Leben gekommen.
Die Befreiung der Stadt Kobanê, die militärischen Erfolge der YPG/YPJ gegen den IS , die Rückeroberung von Til Abyad / GrêSpi, das ansteigenden nationale und internationale Ansehen der PKK, welche die Hauptkraft in der Verteidigung Rojavas und dem Aufbau des demokratischen Projektes ist, der große Erfolg der HDP bei den Parlamentswahlen in der Türkei waren alles Rückschläge gegen die neo-osmanischen Ambitionen der Türkei Erdogans und AKP-Regierung.
Umso aggressiver werden deshalb die Türkei und ihre Verbündete, der IS. Zuletzt konnte der IS unbehelligt mit Sprengstofflaster über die türkische Grenze die Stadt Kobanê angreifen. Über 230 zum Großteil ZivilistInnen kamen dabei ums Leben. Trotz des offiziellen Waffenstillstandes macht das türkische Militär Militäroperationen gegen die Guerilla der PKK und bombardiert sie aus der Luft. Dutzende Kurdische PolitikerInnen wurden in der Türkei wieder verhaftet. Das allerwichtigste ist, dass der wichtigste Verhandlungspartner im sog. Lösungsprozess, Abdullah Öcalan, seit dem 5. April einer Totalisolation im Gefängnis ausgesetzt ist. Trotz großer Bemühungen der kurdischen Bewegung, greift der türkische Staat mit allen Mitteln an und spielt dabei mit einem großen Feuer.
Trotz dieser Politik Erdogans, seiner Unterstützung an den IS, der Kampf der kurdischen Bewegung um Demokratie, Befreiung der Frau, gegen Kapitalismus und Ausbeutung, hält aber auch die BRD und die EU an ihrer Politik der Kriminalisierung fest und hebt das PKK-Verbot nicht auf.
Der Angriff in Pirsus/Suruc ist ein Angriff gegen die Jugend und die Frauenbefreiung!
Was in Rojava gerade aufgebaut und verteidigt wird, sind universelle fortschrittliche Werte, wofür sich Menschen seit Jahrhunderten auf vielen Teilen der Welt ebenfalls einsetzen. Das ist auch der Grund, warum sich dutzende InternationalistInnen in die Reihen der Kurdischen Bewegung angeschlossen haben und im Zeichen wahrer internationaler Solidarität sich sowohl an der Verteidigung als auch am Aufbau Rojavas beteiligen. Insbesondere junge Menschen und Frauen aus aller Welt sind unter diesen InternationalistInnen. Der Angriff auf die Delegation der SGDF ist deshalb ein Angriff auf die Jugend- und Frauenbefreiungsbewegungen weltweit, der durch die Politik von regionalen und internationalen rückständigen und kapitalistischen Kräften ermöglicht, vorbereitet und durchgeführt wurde. Wir verurteilen diese Angriffe auf das schärfste und rufen alle Jugendliche in all ihren Städten zu massenhaften Protesten auf.
YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan, 20. Juli 2015